Vor den Sommerferien besuchten wir mit unserem Englischkurs MSS 11 von Frau Bals eine besondere Ausstellung in der Christuskirche der Ev. Kirchengemeinde Andernach: HerStories! Schon der Titel weckt Aufmerksamkeit: Statt History lautet er bewusst HerStories, weil hier das Leben jüdischer Frauen im 20. Jahrhundert sichtbar gemacht wird. Ein Wortspiel, das die oft übersehene Perspektive weiblicher Schicksale in den Mittelpunkt rückt.
HerStories erzählt die Geschichte des 20. Jahrhunderts aus der Perspektive von sieben jüdischen Frauen aus verschiedenen Ländern Europas – darunter Deutschland, Polen, Griechenland, Spanien, Ungarn, der Slowakei und Tschechien. Ihre Lebenswege ziehen sich durch die Zwischenkriegszeit, den Zweiten Weltkrieg, den Holocaust bis hinein in die Nachkriegszeit. Diese lebensnahen Geschichten zeigen, wie die Frauen aufwuchsen, liebten, der Alltag vor dem Krieg war, wie sie Verfolgung, Deportation, Flucht und Überlebensstrategien meisterten und wie sie anschließend ein neues Leben aufbauten.
Wir gingen durch die Kirche, betrachteten aufmerksam die Plakate: jedes eine Welt voller Mut, Verlust, Hoffnung. Die Gestaltung – Porträts, Textpassagen – schuf eine unmittelbare Verbindung zu den vorgestellten Biografien. Nach unserem Rundgang versammelten wir uns im Kreis und tauschten uns darüber aus, welches Plakat uns besonders bewegt hat. Viele fanden, dass Lisas oder Dorys Geschichte besonders berührend war, weil es um die Verarbeitung persönlicher Erinnerung und familiären Leides ging. Einige waren tief betroffen von Rosa oder Vera, deren Lebenswege Flucht, Neubeginn und beharrlichen Alltag dokumentieren. Für uns war besonders auffällig war, wie stark das Leiden und der Mut der Frauen uns mitgenommen hat: Die persönlichen Erzählungen machten das historische Ausmaß greifbar. Man spürte, wie viel Kraft nötig war, um trotz widriger Umstände weiterzuleben und neu anzufangen.
Wir finden, dass die Ausstellung mehr ist als eine historische Darstellung. Sie verdeutlicht, wie weibliches Erleben in der Geschichte oft unsichtbar bleibt, bis Plattformen wie HerStories ihnen eine Stimme geben. Der Fokus auf Frauen zeigt, wie sie nicht nur Opfer, sondern auch Überlebende, Widerständige und neue Gestalterinnen ihrer Zukunft waren.
Und wir hatten das Gefühl, dass, indem die Ausstellung ihre Perspektiven in den Mittelpunkt rückt, sie zum Mitfühlen, Nachdenken, Erinnern einlädt und ein nachhaltig berührendes Erlebnis hinterlässt.
HerStories hat uns im wahrsten Sinne ins Herz getroffen durch den direkten Zugang zu individuellen Schicksalen, die weit über Schlagzeilen hinausgehen. Die Ausstellung in der Kirche wurde durch unseren gemeinsamen Austausch im Kreis noch intensiver: Jede Stimme im Kurs trug dazu bei, die Geschichte dieser Frauen lebendig und damit auch für uns bedeutender zu machen.
Vahe Simonyan, MSS12
Hier geht es zu den Geschichten „HerStories“: https://www.her-stories.eu/de/geschichten