„Die haben gehofft, dass wir dann sowieso krepieren.“ So berichtet die Auschwitzüberlebende und Zeitzeugin Dr. Eva Umlauf Anfang Juli im Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums Andernach (BvSG) über ihr eigenes Überleben sowie das ihrer Schwester und ihrer Mutter im Konzentrationslager Auschwitz. Zwei Jahre war sie damals alt, als sie schließlich von der vorrückenden Sowjetarmee befreit wurde, während ihr Vater im KZ Melk umkam. Die Jugendlichen haben viele Fragen zu ihrer Lebensgeschichte bis zur Befreiung, zur Zeit nach dem Krieg und zu ihrer Einschätzung unserer gesellschaftlichen Situation heute. Sehr deutlich beklagt die 81-Jährige den Rechtsruck in Europa und den USA, der ihr Angst mache und Sorgen um die Zukunft der Kinder und Enkelkinder bereite. So verzichte sie z.B. aus Sicherheitsgründen seit ein paar Monaten auf das Lesen der Jüdischen Allgemeine in der Münchner U-Bahn.

Für die Schüler und Schülerinnen war es eine eindrucksvolle Erfahrung, überhaupt noch die Möglichkeit zu haben, mit einer Überlebenden zu sprechen, die zudem so offen erzählte, engagiert und kämpferisch für die Verteidigung der Demokratie eintrat und bei allem, was sie erlebt hatte, trotzdem so lebensfroh war.

Das Schülerseminar des BvSG in der Gedenkstätte und im Max-Mannheimer-Studienzentrum Dachau findet jedes Schuljahr für Schüler und Schülerinnen der 10. Klassen statt und wird neben Mitteln des Landes und der Kirchen besonders gefördert von der Kreissparkasse Mayen und dem Lions-Club Neuwied-Andernach.

Diesmal wurde es zusätzlich spannend, weil ein Fernsehteam der ZDF-Sendung „Frontal“ die Gruppe in der Gedenkstätte und beim Zeitzeuginnengespräch begleitete. Viele Schüler und Schülerinnen waren gerne bereit, bei der Arbeit in der Gedenkstätte gedreht zu werden und ihre Eindrücke in kurzen Interviews vor der Kamera zu schildern. Der dabei entstandene Beitrag von Beate Frenkel und Michael Haselrieder kann in der ZDF-Mediathek unter dem Titel „Mehr Judenhass, mehr Gewalt“ abgerufen werden.

Was bleibt also mit Blick auf die Zukunft? Eva Umlauf äußerte trotz allem ihre Hoffnung im Blick auf die Jugendlichen, die mit ihren vielen Fragen, ihrem Interesse und ihrem Engagement in der Gedenkstätte Demokratie und Menschenwürde in Zukunft verteidigen würden.

Christian Große Rüschkamp

Dr. Eva Umlauf beim Signieren ihrer Autobiographie „Die Nummer auf deinem Unterarm ist blau wie deine Augen“